SAVOIR FAIRE #03/2018

ZWEI WELTEN Andreas Zollinger aus Riedikon ist der einzige Berufs- fischer am Greifensee. Der 39-Jährige ist gelernter Fisch- züchter. Seit 13 Jahren ist er selbstständig und geniesst es, bei Wind und Wetter rauszufahren. Was ist Ihre grösste Freude am Job? Ich bin ein Natur- mensch und mag es, mit der Natur zu arbeiten. Ob Sonne oder Schnee: Jedes Wetter hat seinen Reiz! Welcher Fisch ist am gefragtesten? Ich fange ganzjährig Felchen, je nach Saison auch Hechte, Egli und Welse. Ich hole meist mehr als zehn Kilo Felchen pro Tag raus, zu dritt könnten wir aber 50 bis 100 Kilo fangen. Ich könnte auf jeden Fall mehr verkau- fenundmussmanchmalBestellungenabsagen. Wie viel verdienen Sie am Fisch? Privatkunden zahlen für das Kilo Felchenfilets 30 Franken. Wie hoch ist Ihr Monatslohn? Ich sage immer, man kann am Ende des Tages davon leben (lacht) . Was macht Ihnen am meisten Kopfschmerzen? Die heissen Temperaturen im Sommer sind belastend für die Fische, denn die unteren Was- serschichten haben dann zu wenig Sauerstoff. Die Fische be- wegen sich in den oberen Schichten und vertragen die Wärme nicht. Und es gibt immer mehr Kormorane, welche die Fische wegfressen. Welche Vorschriften müssen Sie be- achten? Ich darf ab einer Maschengrösse von 32 (3,2 cm) fi- schen. Und es gibt eine Felchen-Schonzeit von Mitte Novem- ber bis Ende Dezember. Wie garantieren Sie die Kühlkette? Im Sommer habe ich Eis auf dem Boot. Wie ist der Zustand der Gewässer? Die Was- serqualität im Greifensee ist gut, es hat ‒ gegenüber anderen Gewässern ‒ genug Phosphor. Wenn ich Abfall herumschwim- men sehe, nehme ich ihn mit ( a tl). fischerei-greifensee.ch Marlo Rodriguez ist 33 Jahre alt und arbeitet seit zehn Jahren als Fischer in San Juan del Sur. Im kleinen Städt- chen an der Südwestküste Nicaraguas lebt die Bevölkerung hauptsächlich von Fischfang und Tourismus. Was ist Ihre grösste Freude am Job? Mir gefällt das Fischen einfach. Draussen auf dem Meer zu sein, ins Weite zu schauen. Welcher Fisch ist am gefragtesten? Die Dorade. Aber ich fange auch viele Tin- tenfische, Seegurken und Langusten. Wie viel verdienen Sie am Fisch? Der rentabelste Fisch ist der Gelb- flossen-Thunfisch. Grosse Fische können 200 Kilo schwer sein. Für eine Dorade bekomme ich 180 Córdobas (5.60 Fran- ken) pro Kilo. Wie hoch ist Ihr Monatslohn? Hier hat keiner einen Lohn (lacht) . Was ich fische, verdiene ich. Im Schnitt sind das 8’000 bis 10’000 Córdobas (250 bis 310 Franken) pro Monat. Was macht Ihnen am meisten Kopfschmerzen? Die Sonne, die auf meinen Kopf brennt (lacht). Und wenn das Wasser kühler ist, hat es weniger Doraden. Welche Vorschriften müssen Sie beachten? Von August bis Oktober dürfen wir gewisse Fische nicht fangen, damit sich die Bestände erholen können. Wie garantieren Sie die Kühlkette? Was ist das? Wohin verkaufen Sie den Fisch? Es gibt hier einen Händler, der meinen Fisch gleich kauft, wenn ich an Land komme. Er exportiert den grössten Teil ins Ausland. Wie ist der Zustand der Gewässer? Es hat Plastikmüll im Meer, aber wir versuchen, diesen einzusam- meln. Seit Kurzem bekomme ich für zehn Petflaschen sogar eine Mahlzeit*. In den letzten Jahren ist der Fischbestand lei- der zurückgegangen . (kr) * Der Schweizer Autor Khalil Radi hat in Nicaragua ein Hilfsprojekt gestartet. Die lokale Bevölkerung sammelt Plastik und bekommt dafür eine Mahlzeit: buyfoodwithplastic.org Schweiz Nicaragua Umsatz mit Fisch und Krustentieren 539,5 Mio. CHF 282 Mio. USD Absatz von Fisch und Krustentieren 22’689 Tonnen 18’000 Tonnen Pro-Kopf-Konsum von Fisch 8,6 Kilo 4,2 Kilo Beliebteste Fischprodukte Lachs, Fischstäbchen und Crevetten Crevetten, Lobster und Frischfisch Monatslohn eines Fischers Es gibt keine Mindestlöhne 8’000 bis 10’000 Córdobas (250 bis 310 CHF) Preis für ein Fischgericht in einem Restaurant 30 Franken 500 Córdobas (15 Franken) Fotos: Raisa Durandi (Schweiz), Khalil Radi (Nicaragua) Quellen: Bundesamt für Landwirtschaft, Bundesamt für Umwelt, Schweizerischer Berufsfischerverband, inpesca.gob.ni

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx