SAVOIR FAIRE #03/2017

ZWEI WELTEN 46 Reto Appenzeller hat mit 19 Jahren in Maur am Greifen- see seine eigene Gartenbaufirma gegründet. Die Arbeit an der frischen Luft und den Kundenkontakt bezeich- net er als sein Hobby. Reto Appenzeller, wer sind Ihre Kunden? Eigenheimbe- sitzer, aber auch Mieter, Gemeinden, Liegenschaftsverwalter und der Kanton bei Instandstellung von Strassen. Der häufigste Kundenwunsch? Gefragt sind neue Mauern, der Einbau von Granitplatten, grundsätzlich wollen die Leute heute pflegeleichte Gärten. Wie finanzieren Sie Wachstum? Bis auf eine minimale Hypothek finanziere ich alles mit eigenen Mitteln. So auch unseren neuen fünfachsi- gen Lastwagen, der eine halbe Million gekostet hat. Mein Motto ist: Wenn man gut geschäftet, kann man auch Wachs- tum gut finanzieren. Wie gehen Sie mit Preis- druck um? Das Wichtigste ist: Qualität. Wenn du diese gut verkaufen kannst, ist der Preis kein Thema. Wir können aber auch günstig sein, denn ich mache das Büro selber, schreibe Offerten, arbeite im Betrieb mit und gehe an Besprechungen am Abend spät, was die Fixkosten tief hält. Wie führen Sie Ihr Team? Ich bin ein fordernder Chef. Ich er- warte von den Mitarbeitern, dass sie ausgeschlafen und pünktlich erscheinen. Rauchen ist während der Arbeit nicht erlaubt. Ich erwarte eine saubere, einheitliche Kleidung und ein korrektes Auftreten. Was macht einen guten Unternehmer aus? Arbeitswille (lacht), er muss Wort halten können, sympathisch und ein Verkaufstalent sein. Er muss fair sein und seine Linie durchziehen. Er muss gut kalkulie- ren können, darf nicht überheblich sein und muss mit Neid umgehen können. Was machen Sie im Winter? Winterfahrdienst wie letztes Jahr, als wir bis zum 31. Dezem- ber durchgehend arbeiteten. (psi) appenzellergartenbauag.ch Während der High School hat Ed Ernish Rasen gemäht. Im College verschlang er alle Bücher zu Gartenbau und gründete mit 18 Jahren seine eigene Firma in Brielle, New Jersey. Ed Ernish, wer sind Ihre Kunden? In meiner Gegend gibt es viele Sommerhäuser. Die Besitzer wollen sich ein kleines Paradies schaffen und geben 30’000 bis 60’000 Dollar für ihr «Wohnzimmer im Garten» aus. Der häufigste Kundenwunsch? Hoch im Kurs sind gerade Feuerstellen, Aussenküchen und grosszügige Sitzbereiche. Wie finanzieren Sie Wachstum? Mein Vater hat meinen ersten Lastwagen vorfinanziert, als ich 18 war. Danach hab ich das, was ich verdient habe, gleich wieder investiert. Die Maschi- nen kaufe ich, nutze sie für vier Jahre und tausche sie dann gegen neuere um. Wie gehen Sie mit Preis- druck um? Ich sage immer: «Du kannst für dein Essen zehn Dollar bei Burger King ausgeben oder 30 Dollar in einem Steakhouse. Beides macht dich satt, aber du wirst dich später ans Steakhouse erinnern.» Auf Preisverhandlungen gehe ich nicht ein, denn ich kann den Aufwand gut einschätzen. Wie führen Sie Ihr Team? Ich will nicht nur Chef, sondern auch Freund sein. Meine Mitarbeiter arbeiten hart und kennen meine Vorstellung von Qualität. Kürzlich habe ich Südamerika bereist, um endlich zu verstehen, wor- über meine mexikanischen Kollegen in der Pause plaudern. Was macht einen guten Unternehmer aus? Man muss bereit sein, noch fünf Stunden weiterzuarbeiten, wenn alle anderen nach Hause gehen. Was machen Sie im Winter? Unterhaltsarbeiten. Und ich tüftle an einer eigenen Uhrenkollektion. So sind wir Amerikaner: Wir wagen öfter mal was Neues. (atl) Schweiz USA Anzahl Garten- und Landschaftsbaubetriebe 3’800 516’700 Anzahl Beschäftigte in der Branche 20’000 1 Million Umsatz im Garten- und Landschaftsbau CHF 3,5 Mia. USD 83 Mia. Umsatz des Garten-Detailhandels CHF 747 Mio. USD 33’559 Mio. Bevölkerung 8,4 Mio. 325,5 Mio. Ausbildungsabschluss Gärtner/in EFZ Certified Concrete Paver Installer Mindestlohn pro Monat eines Gartenbauers CHF 4’767 USD 1’600 Impressionen vom Besuch bei Reto Appenzeller raiff.ch/retoappenzeller Fotos: Simon Schwyzer (links), Neha Rathore (rechts) Quellen: BFS, Jardin Suisse, Euromonitor International, IBIS World Market Report 2016, United States Census Bureau, US-Bureau of Labor Statistics.

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