SAVOIR FAIRE #01/2017

ZWEI WELTEN 42 55 Tonnen Gemüse vertreibt Sepp Egger jeden Tag zwischen dem Bodensee und dem Zürich- see, Tendenz steigend. Sepp Egger, wer ist Ihre Kundschaft? Über drei Viertel unserer Kunden sind Gastronomen und Detaillisten. Dane- ben verkaufen wir auch auf dem Engrosmarkt in Zürich und an Grosskunden. Welches Gemüse lieben die Schweizer? Die Schweiz ist eine Nation von Kartoffelessern. Mit jährlich 4500 Tonnen sind Kartoffeln unser Verkaufs- schlager. Was ist Ihre Marge? Am höchsten ist die Marge natürlich, wenn wir das Gemüse aus dem eigenen Anbau direkt in unserem Hofladen verkaufen. Aber auch sonst lässt sich mit Gemüse Geld verdienen. Vom Pflücken bis auf den Teller: Wie lange dauert das? Ern- ten wir einen Kopfsalat, kommt dieser am nächsten Tag schon auf den Tisch. Wir haben aber auch viel Lagergemüse wie Sel- lerie, Kartoffeln und Kohl. Dieses darf je nach Bedarf auch mal einen kleinen Winterschlaf machen. Was macht Ihnen Bauchschmerzen? Wir wachsen jährlich etwa um 15 Prozent, das Geschäft läuft gut und hält uns auf Trab. Mir fehlt daneben die Zeit und Musse für die Beschäftigung mit Innovationen. Meine Söhne sind vor Kurzem in den Be- trieb eingestiegen. Sie haben hohe Erwartungen und werden sicher frischenWind bringen. Was ist der Trend in Sachen Gemüsebau? Ich bin kein Techniknarr, aber Ma- schinen sind die Zukunft. Heute kann man beispielsweise mit einem kameragesteuerten Roboter beim Kopfsalat Unkraut so abschneiden, dass man auf Pestizide verzichten kann. (pi) eggergemuese.ch 52 Tonnen Gemüse verkauft Rafael Vergara täg- lich auf dem Central de Abasto in Mexico City, dem grössten Frischmarkt des Landes. Rafael Vergara, wer ist Ihre Kundschaft? Supermärkte, Restaurants und Strassenhändler machen 80 Prozent aus, die anderen 20 Prozent exportiere ich in die USA und nach Kanada. Welches Gemüse lieben die Mexikaner? Pico de Gallo (lacht)! Oder eigentlich die Zutaten dazu: grüne und rote Tomaten, Zwiebeln und Chili. Diese Sauce ist so beliebt, dass man sogar vom «Pico de Gallo Index» spricht: die Inflation lässt sich an den Tomatenpreisen messen. Was ist Ihre Marge? Ich kalkuliere im Grosshandel mit 10 Prozent. Den Gewinn machen aber die Supermärkte, die bis zu 1000 Prozent Marge draufschlagen. Vom Pflücken bis auf den Teller: Wie lange dauert das? Wir ernten jeden Nachmittag und transportieren unser Gemüse in zwei Ca- mions über Nacht auf den Central de Abasto. Um vier Uhr früh verlassen bereits die ersten Kunden den Markt und ver- kaufen die Ware gleichentags weiter. Was macht Ihnen Bauchschmerzen? Bis zur Reife einer Tomate dauert es drei bis vier Monate. Da kann vieles schieflaufen, denn Na- turprodukte sind delikate Waren. Wir setzen auf computerge- steuerte Systeme wie Bewässerungsanlagen, um Risiken zu minimieren. Was ist der Trend in Sachen Ge- müsebau? Immer unterschiedlichere Sorten sind gefragt und diese, wenn möglich, biologisch produziert. (atl) coala.com.mx Schweiz Mexiko Grösster Frischmarkt Engrosmarkt Zürich Central de Abasto, Mexico City Täglicher Frischprodukteverkauf dort 800 Tonnen 30’000 Tonnen Konsum Früchte/Gemüse pro Person/Jahr 139 Kilogramm 86 Kilogramm Mindestlohn eines Landarbeiters pro Tag 160 Franken 80 Pesos (4 Franken) Preis für ein Kilo Äpfel resp. Tomaten 3.60 Franken 30 Pesos (1.50 Franken) Anzahl Einwohner 8 Millionen 123 Millionen Quellen: Gemuese.ch, Agrimpuls.ch, blv.admin.ch, Wikipedia Impressionen vom Besuch der beiden Betriebe: raiff.ch/gemuese Foto: Simon Schwyzer Foto: Richard Silver

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